• November 2016

Wie viele Velos braucht der Mensch?

Gute Frage. Gibt aber eine einfache Antwort darauf. Zu finden in der anschliessenden Kolumne. Auf dem Bild übrigens mein Colnago C59 Disc. Tolles Rad. Leider war es immer kaputt und verbrachte einen grossen Teil seines bisherigen Lebens in Werkstätten. Nun aber hat Campagnolo scheinbar das Problem gefunden: Der Brems-/Schalthebel, den sie zusammen mit Formula entwickelten. Und nun soll es funktionieren.

Lebensformeln und unnötige Fragen

In Zeitschriften und Magazinen und Zeitungen und ähnlichen Dingen der Unterhaltungskultur für jene, die des Lesens noch mächtig sind, dort werden gerne Fragen beantwortet, die ganz und gar unwichtig sind. Zum Beispiel: „Trägt man den vordersten Knopf am Ärmel eines Massanzugs oder Jacketts eigentlich offen?“ Oder „Darf man Weinflaschen als Kerzenständer benutzen?“ Oder „Darf man Socken in Sandalen tragen?“ Natürlich stellt man sich solche Fragen nur, um sich andere Fragen nicht stellen zu müssen (etwa: „Bin ich total behämmert?“). Am Ende eines Lebens angekommen jedoch wird man kurz innehalten, sich umdrehen und zurückblicken - und blickt man zurück, so sieht man eine Landschaft voller Fragezeichen unterschiedlicher Grösse. Einen ganzen Wald davon sieht man. Denn ein Leben, es besteht aus Fragen, nichts als Fragen. Hat man sich aber in der zurückgelegten Lebenszeit mit mehr als 666 wie eingangs beschrieben höchst doofen Fragen beschäftigt, dann wird man - schwups! - von einer automatischen Sortiermaschine in die Hölle bugsiert, wo man von Folterknechten in Massanzügen mit zugeknöpften Ärmeln und besockten Pferdefüssen in den Sandalen mit in Rotweinflaschenhälsen steckenden Kerzen geröstet wird.

Es gibt im Leben nur drei wichtige Fragen.

1. Woher kommen wir?
2. Wohin gehen wir?
3. Wie viele Velos brauchen wir?

Die ersten beiden Fragen sind nicht ganz so einfach zu beantworten, respektive gibt es darauf ein recht unübersichtliches, breit gefächertes Antwortsangebot, beispielsweise im Discounter der Religionen, dort gerne auch mit Sonderangeboten und Prämienprogrammen. Auf die dritte Frage jedoch ist angesichts ihrer Schwere unglaublich leicht geantwortet. Die Antwort lautet: „A+1“.

Der Buchstabe „A“ dieser Formel steht für die Anzahl der Velos, die man im Moment besitzt; und „+1“ bedeutet nichts anderes, als dass man sich noch eines anschaffen kann. Besitzt man also aktuell zwei Velos, so braucht man drei. Besitzt man fünf, so braucht man sechs. Denn hier gilt: Genug ist nie genug. Man kann immer noch ein neues Velo gebrauchen. Kurzes Beispiel: Man besitzt bereits ein Velo, dort aber ist eine Schraube locker und der Drehmomentschlüssel ist unauffindbar. Also braucht man ein Ersatzvelo. Das hat aber keine Schutzbleche, es regnet in Strömen. Also braucht man ein drittes (ohne lockere Schraube, mit Schutzblechen). Dieses wiederum ist rot, jedoch ist gerade Montag, und montags fährt man lieber mit einem gelben Velo. Also braucht man....und so weiter und so fort.

Allerdings gilt die Formel „A+1“ nur für Menschen, die alleine leben, denn Unglücksfälle wie etwa das Einlaufen in den Hafen der Ehe oder ähnliche Lebenshavarien verändern die Umstände dramatisch. Stand also eben noch die Formel „A+1“ an der Wandtafel, so putzen wir diese nun weg mit einem Lappen oder einem nicht zu nassen Schwamm und schreiben mit quietschender Kreide stattdessen hin: „T-1“.

Man darf diese Formel gerne auch ein- oder zweimal unterstreichen.

Der Buchstabe T dieser Formel steht für „Trennung“ und „-1“ bedeutet folglich, dass man immer ein Velo weniger besitzen sollte, als jene Anzahl, die unweigerlich zu einer Trennung der Beziehung durch den Lebenspartner führen würde. Es gilt also herauszufinden, wie viele Velos eine Beziehung verträgt, bevor sie oder er die Koffer packt (obwohl natürlich das Packen eines Koffers und folglich dessen Verschwindens wiederum Platz für mindestens ein neues Velo schaffen würde - dies jedoch sind Gedankenfahrten, denen wir hier nicht weiter folgen können). Der Grad der Akzeptanz hängt einerseits von der Toleranz des Partners ab, jedoch auch damit zusammen, wie man seine Velos hält. Denn die Beziehung zu ihnen kann innig sein, was einem dazu veranlassen könnte, die Velos nicht im Keller unterzubringen, sondern sie näher bei sich haben zu wollen, man sie etwa in der Wohnung schlafen lässt, eventuell im Gang eines, eines in der Stube, irgendwann eines im Schlafzimmer vielleicht. Denn im Keller ist es dunkel. Im Keller ist es kalt. Im Keller ist es furchtbar.
Ihr Partner oder ihre Partnerin möchte ja auch nicht im Keller schlafen, oder? Eben. Also.