• November 2016

Big White Car

Ich weiss, das gibt es überall, aber in Zürich doch sehr häufig: Scheisse parkierte fette Karren. Die Kolumne dazu stammt aus dem Magazin von (glaub's) 2011.

Datemi un martello

Vertriebene? Nomadinnnen? Frauen, die ihre Wohnung verloren und nun durch die Stadt ziehen? Aber ihre Haare glänzten. Ihre Kleidung war neu (auch wenn die eine Jeans Risse aufwies). Sie trugen Schminke, Schmuck und mehr als gute Laune.

Ich war mir nicht sicher, um was es sich bei der Gruppe von acht jungen weiblichen Menschen handelte, die ein gemeinsames Merkmal aufwiesen: Eine jede hatte eine gewaltige Tasche am Arm hängen. Ja, es schien ganz so, als versuche eine jede die andere mit einer noch grösseren Tasche zu übertrumpfen. War es ein mir unbekannter Stamm, dessen Hierarchie sich anhand der Grösse der Tasche ablesen lassen konnte? Dann wurde mir klar: Diese acht Mädchen sind doch nur eine Horde von gackernden Teenie-Chicks der International School, die aus dem Tram quoll, um am Zürcher Bellevue rumzuhängen, Trident Senses Lemon Mystery ohne Zucker zu kauen und sich hormonell bedingten emotionalen Eruptionen hinzugeben. Die Taschen waren ihre Handtaschen. Aber warum tragen so kleine Frauen so grosse Taschen? Sind sie Gravitationsfreaks, die verstärkt spüren wollen, wie es alles gen Erdmittelpunkt zieht (denn mit ihm ist natürlich ein jeder weibliche Körper - wie auch der männliche, dieser jedoch anderszonig - in Kombination mit der alten Tante namens Zeit aufs Tiefste verbunden)? Oder ist es eine folkloristische Reminiszenz an die Zeiten, als die Frauen noch schwere Lasten auf Märkte tragen mussten, sie kaum Rechte und Freiheiten kannten? Wenn dem so wäre, dann wird vielleicht das Joch von Hermès das coole neue Accessoire der Frau 2012?

Dass Gebrauchsgegenstände grösser werden, ist nicht logisch, denn die Verkleinerung ist eine der Errungenschaften des Fortschritts. Walkmen wurden kleiner, bis sie sich in fingernagelgrosse MP-3 Player verwandelten. Sogar Waschmittel wurden kleiner („Kleine Packung – Riesenwirkung: Weißer Riese Megaperls“). Nur Handtaschen wurden grösser – kein Wunder braucht die Frau einen Range Rover, um diese in ihre Wohngemeinde am See zu transportieren.
Ein Mann braucht keine Tasche, weil er alles in seine Hosensäcke stopft, vor allem in die beiden Vorderen, denn das sieht super aus: Handy im Hosensack, Portemonnaie im Hosensack, Schlüsselbund im Hosensack, das Znünisandwich im Hosensack - und hey: Es hat noch Platz, also auch noch die Flasche Wein, die man seinem besten Freund zum Geburtstag im Denner gekauft hat im Hosensack. So macht der Herr was her.

Allerdings wurde ich kürzlich schwach. Sogar ein rechter Kerl ist labelaffin. Was für die Frau Louis Vuitton, das ist für den Mann Parat. Parat ist nicht nur ein schönes Adjektiv, das nach dem klingt, was es bedeutet, sondern auch eine Firma im Südosten Deutschlands, welche sich schon seit über 60 Jahren mit der Herstellung von besten Werkzeugtaschen und -koffern beschäftigt. Immer wieder ging ich in den Werkzeugladen und liess mir das Angebot zeigen. Nach Wochen gab ich mich dem Verlangen hin (zur grossen Erleichterung des Fachverkäufers, wie mir schien). Mein Werkzeugkoffer „Classic“ von Parat hat Taschen und Laschen für all meine Hämmer, meinen Lieblingsdrehmomentschraubenzieher, die digitale Wasserwaage und das Laserdistanzmessgerät von Hilti. Seit ich meinen Parat-Koffer habe, gehe ich kaum mehr ohne ihn aus dem Haus. Denn es gibt viel zu flicken auf der Welt und es ist so manche Schraube locker. Einen Hammer kann man auch immer gut gebrauchen; vor allem, wenn man am Computer arbeitet.