ES GIBT REIS, BABY
Die US-Amerikanerin Erika Eiffel trägt ihren Namen nicht von ungefähr, denn sie ist seit dem Jahr 2007 mit dem Eiffelturm in Paris verheiratet. Die Ehe wurde zwar von den Behörden nicht offiziell anerkannt, die gewünschte Namensänderung aber wurde vollzogen. Zuvor hiess Erika Eiffel Erika LaBrie, was jedoch nicht bedeutet, dass sie mit einem französischen Weichkäse liiert gewesen wäre. LaBrie war einfach bloss ihr Geburtsname. Der Grund für Erika Eiffels Heirat mit dem französischen Wahrzeichen nennt sich Objektophilie: ein Begehren gegenüber unbelebten Objekten, welches manchmal sehr weit oder gar darüber hinausgehen kann.
Mir ist diese Sache nicht gänzlich fremd, denn gewisse Gegenstände besitzen in der Tat eine starke Anziehungskraft. Mich etwa faszinieren vor allem jene Gerätschaften, welche dort anzutreffen sind, wo ich mich meistens aufhalte: in der Küche. Meine neue Fritteuse beispielsweise ist – ich kann es nicht anders sagen – ein rechteckiger Traum aus sechs Kilo Edelstahl, aus dem Kanton Waadt kommend.
Valentine TF 3 heisst sie mit Vor- und Nachnamen, wobei TF 3 eine Bezeichnung ist, die schön schweizerisch sachlich daherkommt und wohl einfach für das steht, was das Ding ist: eine Tisch-Fritteuse mit 3 Litern Inhalt. Die TF 3 der Firma Valentine Fabrique SA (gegründet 1952, 27 Angestellte, mit einer wie ein Gedicht klingenden Korrespondenzadresse: Zone Industriel du Moulin du Choc E in 1122 Romanel-sur-Morges) ist ein betörendes Resultat wahrer Handwerkskunst, man sieht ihr die Wertigkeit an und spürt sie, wenn man mit der Maschine hantiert. Appareils de cuisine, mon amour! Doch auch wenn ich meine neue Fritteuse liebe, käme ich nicht auf die Idee, meine Frau für sie zu verlassen. Zwar hat ein Küchengerät Vorteile gegenüber Men schen. Beispielsweise widerspricht es selten. Doch ich denke, auf die Dauer könnte es vielleicht auch langweilig sein, immer recht zu haben.
Ein anderes Gerät, welchem ich mich gerade nahe fühle, ist ein silbern schillernder Reiskocher, der aussieht wie ein Objekt aus einem Science-Fiction-Film. Die Evaluation dieses Reiskochers des südkoreanischen Marktführers Cuckoo war allerdings nicht ganz ohne, denn die Produktpalette der Firma aus der in der Provinz Süd-Gyeongsang gelegenen Ortschaft Yangsan ist umfangreich und für einen Laien oder eine Laiin schwer zu überblicken. Zudem verzichtet Cuckoo auf griffige Namensbezeichnungen für seine Fabrikate, man muss also erst einmal herausfinden, was das Modell CRP-CHSS1009FN vom Modell CRP-DHSR0609F unterscheidet (sie sehen auf Abbildungen identisch aus); und weshalb ist das Modell CRP-R0607F günstiger als das Modell CRP-DHSR0609F, und was kann das Modell CRPLHTR1009F besser?
Ich entschied mich im Buchstaben-Zahlen-Gewirr schlussendlich einfach für das drittteuerste Modell, denn es mag vielleicht nicht die beste Wahl sein, mit grosser Wahrscheinlichkeit ist es aber auch nicht die schlechteste. Und bisher gibt es diesbezüglich nichts zu beanstanden. Würde ich nun doch meine Frau verlassen (man weiss ja nie), den Reiskocher heiraten und seinen Namen annehmen, hiesse ich Max Cuckoo CHSS1009FN. Dann vielleicht doch lieber die Fritteuse ehelichen?
Erika Eiffel, geborene LaBrie, hat sich übrigens mittlerweile vom Eiffelturm getrennt. Sie ist nun – nach einem längeren Techtelmechtel mit der Berliner Mauer – mit einem roten Lattenzaun zusammen. Der hat keinen Namen. Er ist bloss ein Lattenzaun, aber mit Zwischenraum.