ABER SO RICHTIG GUTE IDEEN
Man findet bei Wikipedia einen Pionier der Zahnmedizin, der John Baker hiess. Man findet einen britischen Ingenieur, der eine Traglasttheorie für den Stahlbau entwickelte, die auf der Elastizitätstheorie statt der Plastizitätstheorie beruht. John Baker ist ein Hundeschlittensportler aus Kotzebue in Alaska (ein Ort, der als Vorbild für das fiktive Ennis in der Serie «True Detective» diente). John Baker heisst ein Bandmitglied der Korgis («Everybody’s Got to Learn Sometime») sowie ein Held des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs (1775–1783).
Doch man findet niemanden solchen Namens, der Bäcker wäre. Trotzdem heisst eine in Zürich seit über zehn Jahren florierende Backwerkstätte so. Aus dem einfachen Grund, dass jemand einst die Idee hatte, sie so zu nennen.
Ich fand diesen fiktiven und aber so naheliegenden Namen genial, entwickelte sogleich eigene Ideen für andere Geschäftsfelder: John Butcher für eine Kette von Nose-to-Tail-Metzgereien. John Sausage (Wurstwarenhandel). John Problem (Lebensberatung). John Cheese (Schuhladen). Johnny Walker (spezialisiert auf Sportart Gehen). Leider liessen sich bis dato keine potenten Partner finden, um diese grossen Ideen umzusetzen.
Doch auch kleine Ideen können super sein. Als etwa bei meinem Auto die Pumpe kaputtging, welche die Scheibenwischerflüssigkeit auf die Windschutzscheibe sprüht, reute mich das Geld für die Reparatur. Also rieb ich wie der kleine Wikingerjunge Wickie die Nase, dachte nach und…hatte eine Idee! Wer braucht schon eine teure Pumpe! Ich würde einfach während der Fahrt die Scheibe runterlassen und von Hand Fensterreiniger auf die dreckige Scheibe spritzen. So simpel! Also fuhr ich los, die Plastikflasche mit dem Fensterreiniger im Schoss, es war Winter, und als der Scheibenwischer zu schmieren begann, liess ich bei flotter Fahrt die Seitenscheibe runter. Mit der Linken sprühte ich das Reinigungsmittel auf die Scheibe. Bald hätte ich wieder freie Sicht. Das war glasklar! Was ich dabei nicht bedacht hatte, waren die sturen Gesetze der Physik. Und so sprühte ich den Fensterreiniger zwar in die richtige Richtung, aber das Zeugs landete nicht auf der Scheibe, sondern des Fahrwinds wegen direkt in meinen Augen.
Es war sicherlich eine der dümmeren Ideen, die ich nach der Pubertät hatte. Aber sie hat mir die Augen geöffnet, ich habe meine Lehren daraus gezogen, lasse seither beim jährlichen Autoservice immer die Wischwasserpumpe vorsorglich ersetzen.
Nun hatte ich unlängst wieder eine Idee. Sollte ich je einen neuen Beruf suchen, würde ich Bäcker werden. Dies ist eine Neuorientierung, die schon mancher Sinnsuchende eingeschlagen hat. Immer wieder liest man von solchen Erfolgsgeschichten: Der seines Jobs überdrüssige Hochrisiko-Investmentbanker, der Bäcker wird – vom Burn-out zum Holzbackofen quasi.
Viel seltener übrigens liest man die umgekehrte Geschichte, die von Bäckern, die Investmentbanker werden. Nun, ich würde Bäcker werden und einen hippen Laden hochfahren mit Sauerteigbrot vom Feinsten. Den Namen für den Laden habe ich schon: Basler Daig. Mit Sarasin-Schwöbli, Merian-Mutschli und Vischer-Vollkornpfünderli, Letztere selbstverständlich voll vegan.
Basler Daig, dass da noch nie jemand draufgekommen ist?! Ich muss gleich heute noch die Namensrechte meines zukünftigen Backimperiums sichern. Sonst tuts jemand anderes. Denn: Ob Ideen gut oder schlecht sind, das ist egal. Hauptsache, man hat sie.