• Februar 2017

Lieber Donald Trump

Sie bekommen sicherlich viel Post in diesen Tagen, aber ich wollte Ihnen schon oft schreiben, also tue ich es nun einfach – solange Sie noch im Amt sind. Ein Kollege von mir bedrängte mich ja schon des Öfteren mit seiner Anregung, endlich einmal jemand wirklich Relevantem zu schreiben, Gott beispielsweise. Erst gestern auf der Toilette, als ich mich diesem neumodischen Dilemma ausgesetzt sah, für das ein Mensch mindestens einen Arm oder wenigstens ein paar Finger zu wenig hat, nämlich sich zu erleichtern und gleichzeitig seiner Bestimmung zu folgen, die E-Mails auf dem iPhone zu checken, da hörte ich eine Stimme: «Max?» Ich blickte nach links, blickte nach rechts, schaute hoch, schaute runter, niemand da. «Ja?», antwortete ich. Die Stimme sagte: «Hast du Gott schon geschrieben?» Ich dachte: «Oje, jetzt spricht Gott zu mir, auf einer Toilette, in der dritten Person von sich selbst redend, oje! Sicher macht er mich gleich auf die hygienische Problematik meiner dualen Geschäfte aufmerksam, oje.» Ich sagte: «Äh, nein.» Ich erwartete Blitz, Donner, einen lichten Strahl.

Dann hörte ich das Rauschen der Spülung in einer der Kabinen, die Türe wurde entriegelt, ging auf und heraus kam nicht Gott, sondern besagter Kollege. «Dann tu es.»
Bevor ich aber Gott schreibe, so dachte ich, schreibe ich der Nummer zwei im Universum, also Ihnen. Weil: Ich weilte in den Ferien, wieder einmal, und versuchte mich im Skilanglauf, und dann und wann lag ich mit jesusmässig gekreuzten Latten zwischen Tannen im Schnee, sah den Himmel von San Bernardino und hatte endlich Zeit, etwas nachzudenken. Und mir kamen da ein paar wirklich geile Ideen für Dekrete und Erlasse, solches Zeugs. Die würde ich gern mit Ihnen teilen. Zu gern würde ich wissen, ob die was taugen. Also, wenn ich Präsident wäre, dann würde sofort eingeführt:


— Niemand darf im Skilanglauf den Präsidenten überholen, egal ob im klassischen Stil oder in Skating-Technik. Zudem gilt die Ein-Ski-Regel. Nur der Präsident darf zwei Skier benutzen. Stürzt der Präsident, so haben alle zu warten, bis er sich wieder erhoben hat.


— Alle Alpenpässe werden ganzjährig schwarz geräumt.


— Alle Alpenpässe werden zugunsten der Radfahrer sofort und ganzjährig für Motorfahrzeuge aller Art und ungeachtet der Anzahl ihrer Räder gesperrt. Ausgenommen sind Begleitfahrzeuge des Präsidenten.


— Ein nationaler Scrabbletag wird eingeführt (arbeitsfrei), und zwar immer an den geraden Tagen eines jeden Monats.


— Hundebesitzerinnen und Hundebesitzer, die den Kot ihres Tieres – egal in welchem Aggregatszustand er sich befindet – nicht aufnehmen, werden in Gülle gewaterboardet (plus Geldstrafe).


— Personenkraftwagen (PKW) müssen farbig sein. Schwarz, Grau und Silber werden sowohl für Neuwagen wie auch für bereits immatrikulierte PKW verboten. Zuwiderhandlung wird mit gelb-schwarz gestreifter Zwangsumlackierung mit Kostenfolge für den Wagenbesitzer geahndet (Tigerentenstigmata). Fahrzeuge des Präsidenten sind ausgenommen.


— Armbanduhren, welche einen Anschaffungspreis von 5000 Franken übersteigen, müssen zwingend mit einem Kuckucksuhrenmechanismus ausgerüstet sein (stündliches Erscheinen des Kuckucks). Uhren mit einem Anschaffungspreis von über 25 000 Franken dürfen nur in Kombination mit Schnabelschuhen (mindestens 50 cm) getragen werden.


— Zecken (Ixodida), Birken (Betula) und Twitter (TWTR-USD) werden abgeschafft.


Ja. Das wären so die ersten Dekrete und Erlasse, entworfen im weichen Schnee am Rande einer Loipe unter Tannen. Die könnten funktionieren, oder? Ich denke, eine bessere Welt stünde uns bevor, oder? Was halten Sie davon? Hab ich das Zeug zum Dekrete-Kretin?


Best. Sincerely. So long. MK


PS: Ein Junge, sieben Jahre alt, er hatte auf meine Nachfrage auch eine Idee für ein Dekret: «Wer mich angreift, der wird irgendwo runtergeschmissen!» Super Idee, oder? Voll Ihr Style, oder?


PPS: Song zum Thema: «This Side of the Law» von Johnny Cash, vom Album «I Walk the Line», 1970.